Das Publikum liest.
Die Lesebücher von MEN/SCH/EN/MAR/KT - Das Spiel mit dem Teufelskreis
In unserem Spiel kann man Punkte sammeln, in dem man Theorie, Emotion und Standtsätze über ein Mikrofon in der Eggenlender Lesetelefonzelle vorträgt. Manchmal gar nicht ganz einfach, aber alle machen es auf ihre Art sehr gut. Und so schallen Hartmut Rosa, Ulrich Beck und andere über den Eggenberger Bauernmarkt. Hier kommen einige Auszüge. Oft geht es um Arbeit. #niewiederarbeit #rechtauffaulheit
I.
Der Zweck des Theoretisierens besteht darin, die historische Welt und ihre Prozesse zu erfassen, zu verstehen und zu erklären, um Aufschlüsse für unsere eigenen Praxis zu gewinnen und sie gegebenenfalls zu verändern.
Stuart Hall
XII.
Durch entsprechendes ‚mentales Training‘ soll es möglich sein, negative Denk- und Verhaltensmuster umzuprogrammieren und ‚sein Gehirn bedarfsgerechter zu benutzen‘. Erfolg wird so zur ‚Einstellungssache‘ im wörtlichen Sinne, der NLP-geschulte Selbstunternehmer zum Regisseur seines ‚gehirngerechten Erfolgsfilms‘.
Ulrich Broeckling
II.
Wenn es eine Wahrheit gibt, dann die, dass um die Wahrheit gekämpft wird.
Pierre Bourdieu
V
Gesundheit, Geld, Gemeinschaft, dazu häufig noch Bildung und Anerkennung, gelten als die wichtigsten Ressourcen für ein gutes Leben. (In unserer Kultur besteht) das ultimative Ziel der Lebensführung darin, seine Ressourcenlage zu optimieren: seine Berufsposition zu verbessern, sein Einkommen zu erhöhen, gesünder, attraktiver, fitter zu werden, seine Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern, sein Beziehungsnetz auszubauen und zu stabilisieren, Anerkennung zu erwerben etc. Aber wann malen, wann leben wir?
Hartmut Rosa
VI.
„Was passiert, wenn ein Konzern ankündigt, dass er so und so viele Arbeitsplätze vernichtet? Alle Börsenspekulanten loben seine Sanierungsstrategie, die Aktien steigen, und bald darauf wird die Bilanz die entsprechenden Gewinne aufweisen. Auf diese Weise schaffen die Arbeitslosen mehr Profit als ihre Ex-Kollegen. Logischerweise müsste man dem Arbeitslosen dafür danken, dass er wie kein anderer das Wachstum befördert.“
Aus: Manifest der Glücklichen Arbeitslosen.
XI.
Permanente Weiterbildung, lebenslanges Lernen, persönliches Wachstum – die Selbstoptimierungsimperative implizieren die Nötigung zur kontinuierlichen Verbesserung. Angetrieben wird dieser Zwang zur Selbstüberbietung vom Mechanismus der Konkurrenz.
Ulrich Broeckling
XIII.
Es herrscht das Universalprinzip ‚Selbst schuld!‘: Wer krank wird, hat sich nicht genug um seine Gesundheit gesorgt; wer Opfer eines Unfalls oder Verbrechens wird, hätte sich mehr um seine Sicherheit kümmern sollen. Was auch immer jemand tut oder lässt, immer trifft er eine Wahl zwischen konkurrierenden Präferenzen. Jede Zigarette: ein kleines Todesurteil; jede Joggingrunde: ein kleiner Aufschub seiner Vollstreckung.“ Ulrich Broeckling:
XIV.
(Man) muss nicht einfach nur kreativ, findig, risikobereit und entscheidungsfreudig sein, sondern kreativer, findiger, risikobereiter und entscheidungsfreudiger als die Konkurrenz und darf daher keinen Augenblick in der Anstrengung nachlassen, seine Kreativität, Findigkeit, Risikobereitschaft und Entscheidungskraft weiter zu steigern. Fertig werden wir dabei nie, weil auch die Konkurrenz nicht schläft. (...) In Burnout mündet dieser Zwang zur permanenten Selbstoptimierung im Zeichen des Wettbewerbs, so erkläört die Stressforschung Ulrich Broeckling:
XV.
Das Bildungssystem ist in diesem Sinne die zentrale Rechtfertigungsfabrik sozialer Ungleichheit in der modernen Gesellschaft. Es verwandelt nach den Maßstäben ‚individueller Leistung‘, Gleiche in Ungleiche.
Ulrich Beck
XXI.
Da komme ich wieder zurück auf die Beatnik- und Hippie-Bewegung. Was wir hier haben, ist doch immerhin ein interessantes Phänomen, nämlich einfach die Weigerung, an den Segnungen der ›Gesellschaft im Überfluss‹ teilzunehmen. Das ist auch schon eine der qualitativen Veränderungen des Bedürfnisses.
Herbert Marcuse
XXIV.
Die Zwangsentschleunigten und Stillgestellten wie die Gefangenen im Hamsterrad, stehen im Schatten einer gewaltigen ‚Beschleunigungs- und Aktivierungsmaschine‘, deren Funktionsweise und Wirkung sie nicht wirklich wollen können. Die Prekarisierten und Exkludierten wissen es schon. Die Privilegierten müssen es noch lernen; sie lernen es nicht, wenn sie ständig als ‚Gewinner‘ adressiert werden. Hartmut Rosa
XXV.
Wäre das Individuum nicht mehr gezwungen, sich auf dem Markt als freies ökonomisches Subjekt zu bewähren, so wäre das Verschwinden dieser Art von Freiheit eine der größten Errungenschaften der Zivilisation.
Herbert Marcuse
Und dann die Emotionen.
WUT ROSA.
Ich bin verlassen. Alle haben mich verraten. Ich gehe den Alleingang. Überall gibt es nur Menschenerbärmlichkeiten. Die Finsternis erreicht Härtegrade des Wahnsinns. Voller Stupiditäten des Pensionistenkatholizismus. Alles Drecksäue, dreckige. Ruhe, jetzt! Wir sind Österreicher, wir sind apathisch.
LAMENTO MICHAEL
Die Mittelschicht ist frustriert. Ich auch. In allen Umfragen beklagen die Österreicher, dass die soziale Gerechtigkeit abnimmt. Das stimmt. Dieser Pessimismus ist berechtigt: Die Reichen werden reicher, während die Zahl der Armen steigt - scheisse! und die Mittelschicht verliert nicht nur in der Krise, sondern selbst im Boom. Und keiner wehrt sich.Wir Luschen.
WUT AUF DIE POLIZEI
Geh raiss o Schaiss Kibara.
Mi aus n Park aussihaun.
I bin ka Dealer
und i bin net angsoffn
Deppata Kappeltroga, gschissana.
Wos Beamtenbeleidigung?
Du bist wuhl deppat.
I wer dir glei a Beleidiung zagn.
Öha, Hüfe. Na guat. Na guat
10. Oktober 2019, Kategorien: WIEDER ARBEIT