Echte Polizei
Ein Bericht von Martina Zinner
Geimpft, geboostert, PCR-getestet und voll der Aufregung die rare Möglichkeit das Hier und das Jetzt auskostend - mir derfen spielen, mir derfen Rollen verkerpern – stand ich vorgestern endlich wieder einmal auf einer echten Bühne mit echtem Publikum mit einem echten Musiker und echten Schauspielkolleginnen und einem echt überraschenden Besuch.
Während meine Kolleginnen gerade eine Szene als Zwillinge, die Geburtstag feiern und sich Sacher- und Schwarzwälderkirschtorte buken, improvisieren, vernehme ich, an der Seite auf den richtigen Moment für die nächste Szene lauernd, Männerstimmen. Unverständlicher Dialog. Er kommt von hinter der Bühne, von den unversperrten Garderoben. Ich bin alarmiert, befürchte Diebsgesindel, entsinne mich einer Aufführung, während der dreiste Langfinger uns ahnungslose Gauklerinnen unserer Geldbörsen beraubten: Soll ich meinen Arbeitsplatz – die lang ersehnte echte Bühne prompt ver- und meine Kolleginnen auf eben dieser alleine lassen? Um zu erkunden? Letztendlich weiß ich aber beruhigt unsere Wertsachen seit damaligem Vorfall im gemeinsamen Schatzbeutel verwahrt, und erkenne im Halbdunkel des Zuschauerraums erhebt sich unsere aufmerksame, kartenabreißende, Abenddienst habende, gute Seele, die sich um die polternden Herren in der Garderobe kümmert.
Nach der Vorstellung zu dieser ungewöhnlichen Situation befragt, erklärt sie: es war die Polizei - mitten in die Aufführung platzend auf der Suche nach einem Corona-Präventionskonzept.
Ach, hätte ich sie doch auf die Bühne der Improvisation gebeten.
Jetzt spiele ich seit über einem Vierteljahrhundert Impro-Theater und verpasse die Chance auf echte Polizisten.
3. Februar 2022, Kategorien: Nachrichten aus dem Betrieb