Kurt Garzaner. Ein erfülltes Leben

Wir danken Dir und denken an Dich. Dein Theater im Bahnhof

...oder
Ich stehe an der Bühnenrampe der Volksbühne in Berlin. Die ganze Bühne ist ein riesiges, weißgekacheltes Badezimmer. Es schüttet in Strömen. Links im Bild ist eine ebenfalls gekachlte, sehr steile Rampe ins Nichts, an deren Ende ein rot-weiß-roter, geschlossener Schlagbaum. 
Plötzlich kommt ein alter, weißer Mercedes auf mich zugeschossen und bremst vor mir. Ein Schwall Wasser ergießt sich über mich. Der Fahrer, ein alter Man mit Hut, stößt von innen die Beifahrertüre auf und bedeutet mir mit einem fröhlichen Nicken, einzusteigen. Er zieht den Hut tiefer in die Stirn, gibt Gas, zieht eine Schleife über die gekachelte Bühne, um Anlauf zu nehmen und fährt mit großem Schwung die rutschige Rampe hinauf, während das Regenwasser in Bächen bergabschießt. Vor dem Schlagbaum bleibt der alte Mann stehen, gibt aber weiter Gas, damit wir nicht abrutschen. Er lacht mich von der Seite verschmitzt an. Er weiß, irgendwann wird sich die Pforte öffnen und es wird weitergehen, solange wird er das Auto daran hindern, in die Tiefe zu schlittern. Und ich weiß, dem kann ich blind vertrauen.... (aus ALLES WAS DER FALL IST. Traumprotokolle/ 2008)

Der alte Mann im Traum war Kurt Garzaner. Auch im echten Leben teilten wir viele gemeinsame Bühnenerfahrungen. (u.a. bei unserer Krankenhausserie "LKH", als Vater von Konsul Hoff auf "Acconci an der Mur" im Kulturhauptstadtjahr 2003, als Radiomacher bei "Die Arland Mysteries", als König in "Unternehmen Lear").

Er war, meist gemeinsam mit seiner Frau Ilse Garzaner und seinem Sohn Mario, als Schauspieler und Performer im TiB, bei Christof Schlingensief, bei Constanze Denning im Theater am Lend, als Statist im Schauspielhaus Graz ebenso zu sehen, wie in diversen Filmen - z.Bsp. Freakstars 3000, Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott, Adam.
Vor einem Jahr ist seine geliebte Frau Ilse gestorben. Kurt hat trotz des großen Verlustes und trotz seiner zunehmenden Hinfälligkeit immer versucht, seinen Humor zu behalten.
Wir denken an ihn und Ilse, seinen Sohn Mario und seine Familie und danken ihm für viele spannende Diskussionen, lustige Gesprächsrunden und  wertvolle Beiträge in zahlreichen Produktionen.

28. Januar 2020, Kategorien: Nachrichten aus dem Betrieb