CHRONIK DER DINGE, DIE WIR NICHT VERSTEHEN

Eine Kartografie von Graz

Partner*in für den ersten Pakt des TiB ist ein Netzwerkprojekt in Graz, das unter dem Titel: „Das Grüne Band“ von Margarethe Makovec, Sibylle Dienesch und Thomas Wolkinger initiiert wurde und im Frühjahr 2024 startete.  

„Das Projekt will grüne, natürliche, vitale Orte und ihre Bewohner*innen zwischen dem Grazer Plabutsch im Westen und dem Leechwald im Osten gedanklich und formal verbinden und zugänglich machen. Eine “Linie”, ein “Transekt”, ein “Band” verbindet diese Orte sowie die dort liegenden Kunst-und Kulturinstitutionen und weitere Partner*innen, die für die Zeit des Projekts (und möglichst darüber hinaus) eine Beziehung zu einem oder mehreren dieser Orte eingehen, sie vielleicht “adoptieren”, sich jedenfalls um sie kümmern.“ (aus dem Programmtext von Das Grüne Band)

Die TiB-Ensemblemitglieder begeben sich an spezifische Punkte dieses gedanklichen grünen Bandes, treffen dort auf Mitglieder des Netzwerkprojekts und beschäftigen sich mit Dingen, die sie an diesem Ort nicht verstehen. Ob sie sich auf einen abgebrochenen Insektenflügel auf dem trüben Wasser des Hilmteichs konzentrieren, sich mit den Zusammenhängen der Grazer Stadtpolitik seit den 70ern und der Bildung von städtischen Hitzeinseln im Gründerzeitgürtel auseinandersetzen, ob sie über versiegelte Straßen tanzen, um zu erspüren, ob es darunter Leben gibt, ob sie versuchen einige Tage im Wald zu überleben, sich in komplexe Fragestellungen vertiefen oder Verschwörungstheorien auf der Spur sind, das Myzel eines Hallimasch verfolgen, ob sie sich in einen Bunker oder in das eigene Nicht-Verstehen zurückziehen - all das wird in die Chronik der Dinge, die wir nicht verstehen können, einfließen. 

Braucht es mich hier?

Warum fallen Schwalben vom Himmel?

Was bedeutet der Ausgang der letzten Wahl für diesen Ort?

Wieso riecht es hier so muffig?

Muss ich dieses indische Springkraut hassen?

Ist es hier schön? 

Mit einer installativen Intervention und dem Betreten des jeweiligen Punktes durch die Schauspieler*innen wird dieser zur Bühne. Bereits vorgefertigte Texte treffen dabei auf den eigenen Fragenkatalog. Durch die körperliche Anwesenheit, das Verweilen und die Auseinandersetzungen mit dem Ort wird er verändert. Der Versuch zu verstehen ist eine Art von Kartografierung - der weiße Fleck wird befragt und aus dem Ergebnis entsteht ein Geflecht aus Geschichten, Orten, Sprachen und Melodien. 

Dieser Prozess wird gefilmt und die Videos bilden die Grundlage für eine persönliche Chronik von Erzählungen. Damit verlassen wir den Außenraum und gehen ins Innere, wo die Videos gezeigt werden und die dort in eine Gesamterzählung zusammenfließen. Wie der Ariadnefaden zieht sich das grüne Band durch die Geschichte. Die Fülle, die den Protagonist*innen im Außenraum begegnet ist, trifft hier auf eine strenge und schlichte Form des Erzählens.

Team: Jacob Banigan, Juliette Eröd, Gabriela Hiti, Lorenz Kabas, Monika Klengel, Rupert Lehofer
Markus Rudolf-Klengel (Technik)
Helene Thümmel (Ausstattung)
Fritz Hierzegger (Videoton)
Christina Romirer (Produktionsleitung)

Eva Maria Hofer (Konzept,Text)
Johanna Hierzegger (Konzept, Videos)

Inspiriert vom Netzwerk des Grünen Bandes (<rotor>, Fachhochschule Joanneum, Grätzelinitiativen, Wissenschaftler*innen, Beobachter*innen, Grünraumbeauftragte, Architekt*innen, Stadtplaner*innen u.v.m.)